Verdüsterte Cloud oder der Gang auf dünnem Eis.

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Foto: Grey59/pixelio

Die geplante oder an­ge­dach­te Schließung des Book­mar­king-Dienstes Delicious ließ mich darüber nachdenken, wie wir mit Blick auf unsere Daten den Ansatz Sicherheit und Eigen­verant­wortung stärken können.

Auch wenn Yahoo inzwischen heftig dementiert, Delicious schließen zu wollen, zeigt der Vorgang doch, dass das Umlegen eines Schalters in einer Remote-Server Farm irgendwo drüben in den USA die mühsam aufgebauten Lesezeichen-Listen ins Nirwana schicken kann.

Um das Ausmaß und das damit verbundene Gefahrenpotenzial abschätzen zu können, muss man sich nur ansehen, wie viele Cloud-basierte Webservices auf den Servern von Amazon abgelegt sind.

Kostenlos ist nicht umsonst. Oder vielmehr, es ist umsonst, hat aber seinen Preis.

Wir alle nutzen gerne kostenlose Angebote und Dienste wie Facebook, Twitter oder Google-Mail. Aber kostenlos ist nicht umsonst. Oder vielmehr, es ist umsonst, es hat aber seinen Preis. Alle Web-basierten “kostenlosen” Dienste arbeiten in der Cloud. Zum Beispiel ist Google Mail eine Cloud-Anwendung. Alle E-Mails, die wir über GMail senden und empfangen, sind irgendwo in den USA gespeichert. Sollte Google einmal nicht mehr erreichbar sein, würden wir nicht in der Lage sein, unser Email-Postfach zu öffnen. Google Dokumente ist Cloud Computing, genau wie Flickr, Youtube, Bing oder Google Maps.

Die Frage ist, warum vertrauen so viele Menschen ihre Daten der Cloud an, obwohl ein großer Teil der Nutzer die technischen Hintergründe des Cloud-Computing gar nicht oder nicht ausreichend genau kennt? Es ist wohl das Vertrauen in die Unternehmen, die diese Dienste anbieten.

Mit Goodwill können Unternehmen kein Geld verdienen.

Wir alle nehmen an, dass Facebook, Yahoo und Google ewig existieren werden. Einige glauben sogar, die Technik- oder Internetaffinität der Gründer wäre die Triebkraft für die Existenz dieser Unternehmen und sie fühlten eine gewisse Verantwortung gegenüber den Nutzern. Die Realität ist eine andere: Es sind wirtschaftlich handelnde Unternehmen, die diese von uns genutzten Dienste anbieten. Ihr Zweck ist es, Geld zu verdienen. Unternehmen, die “kostenlose” Webservices in die Cloud stellen, wollen Geld verdienen. Auch Social Networking ist letztlich dazu da, Geld zu verdienen. Das ist nicht verwerflich, muss aber jedem klar sein, der seine Daten der Cloud anvertraut.

Was geschieht mit solchen Unternehmen, wenn sie in die Verlustzone fahren? Die Liste der Dienste, die 2010 vom Markt verschwanden, ist lang. Eine (spekulative) Liste von Übernahmekandidaten hat Netzwertig.com gerade veröffentlicht. Wenn Unternehmen keinen Gewinn erzielen und die Gewinnerwartungen gering sind, werden sie abgewickelt. Das gleiche geschieht auch mit Unternehmen, die nur aufgekauft werden um sich Wettbewerber vom Hals zu schaffen oder deren Technologie nutzen will.

“Die Cloud.” Lassen wir uns durch den wolkigen Namen nicht täuschen, die Wolken können in Sekunden verschwinden. Wir werden diese Dienste weiter nutzen, vernünftige Alternativen sind nicht in Sicht. Über unsere Daten sollten wir uns aber Gedanken machen und zumindest eine geeignete BackUp-Strategie entwickeln und umsetzen.

Links zum Thema: Amazon, Facebook, Twitter und das Hausrecht in der Cloud.

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