Was sind die Motive für soziales Netzwerken?


Networking

In den Sozialen Netzwerken geht es in erster Linie um den Aufbau oder die Pflege von Beziehungen. Men­schen, die in den So­zi­alen Netz­werken unter­wegs sind, tun es, weil sie Kon­takte und Be­zie­hungen knüpfen oder auf­frischen wollen.

Sollte man meinen. Der Schluss daraus wäre, dass alle mit dieser Motivation auf den ver­schie­de­nen Platt­for­men des Social Web en­ga­giert sind, die Frage der Moti­vation also leicht zu be­ant­worten ist. Weit gefehlt. Tatsächlich ist es so, dass »Motivation« der wahrscheinlich wichtigste, aber am wenigsten ve­rstan­dene Aspekt des gesamten Social Media Phänomens ist. Was treibt die User eigentlich dazu, bereitwillig als »Produktionsmaschine des User generated Content« zu fungieren?

Ruhm ist wichtiger als Reichtum

Recherchiert man zu dieser Fragestellung im Netz, so findet man neben einigen meist älteren Postings zu verhaltenspspychologischen Aspekten (Stichwort »Maslow« z. B. [1] [2]) keine fundierten Studien in diesem Bereich. Lediglich McKinsey hat 2007 eine Untersuchung[3] zu diesem Thema durchgeführt. Die Datenbasis war klein (n=573) und die befragte Gruppe sehr speziell (Nutzer von Online-Video-Sharing-Sites). Das Ergebnis: Der Wunsch nach Be­kann­theit (‘hunger for fame’) war wichtiger als finanzielle Anreize. Diese Untersuchung betrifft, wie schon angemerkt, eine sehr spezielle Gruppe damaliger Netzwerk-Aktivisten. Video-Sharing war in vor Jahren wohl eher eine Angelegenheit der »Digital Natives« und hatte einen leicht anrüchigen Ruf. Eine Untersuchung auf breiterer Basis für alle gesellschaftlichen Schichten ist mir nicht bekannt.

Ein Versuch, Klarheit zu schaffen.

Jay Deragon hat in [1][2] auf der Grundlage von Beobachtungen auf zahlreichen Sozialen Plattformen und Interviews die Motivation für das Engagement in Sozialen Netzwerken kategorisiert und schon 2007 folgende Faktoren formuliert:

  1. Der Learning-Faktor: Mit all dem Hype um und der Medienberichterstattung über soziale Medien, z. B. Facebook, Twitter und LinkedIn, nutzen Viele diese Medien, um zu erfahren, was es mit dem Hype auf sich hat.
  2. Der Connection-Faktor: Wenn sich Menschen am Networking beteiligen und das “Handwerkszeug” beherrschen, sind sie erstaunt über die Anwesenheit von Anderen, die sie kennen. Aber auch über die, die sie nicht in Netzwerken engagieren.
  3. Der Affinity-Faktor: Menschen mit gleichen persönlichen oder beruflichen Interessen finden in Gruppen zusammen, z. B. in Foren, Netzwerken und anderen sozialen Beziehungen.
  4. Der Business-Faktor: Die Geschäftsmöglichkeiten wachsen exponentiell, wenn die Menschen sehen, wie leicht relevante Angebote durch die Sozialen Medien erreichbar sind.
  5. Der Creative-Faktor: Personen und Unternehmen finden kreative Wege zur Nutzung der hinter dem Social Computing stehenden Technik zur besseren Befriedigung ihrer persönlichen und beruflichen Bedürfnisse.
  6. Der Erwartung-Faktor: Wenn man die kreativen Möglichkeiten von Social Media berücksichtigt, erhoffen sich die Menschen von ihrem Engagement in den Sozialen Netzwerken jetzt oder in der Zukunft einige wirtschaftliche und soziale Vorteile.

Was bedeutet das für Unternehmen?

Die Katalogisierung mit der darin enthaltenen Beschreibung der einzelnen Faktoren klingt erstaunlich zeitgemäß, die Punkte beschreiben inzwischen die Realität. Es liest sich, betrachtet man die Tiefe des Engagements in den einzelnen Topics, wie eine ‘Lernkurve’: Von der ‘neu­gie­rigen’ Teilhabe am Hype über das Aneig­nen des ‘Hand­werks­zeugs’ hin zur quasi­profes­sionel­len Nutzung, wobei wir uns dann heute schon auf Stufe 6 befänden.

Schon 2007 hat Deragon eine Entwicklung skizziert, die viele Unternehmen bis heute nicht verstanden haben, die versuchen einen Fuß auf ein Trittbrett des schon recht schnell fahrenden Zuges »Social Media« zu bekommen:

The expectation of individual growth and satisfaction is high.These factors combined with the media hype over social media are the motivating issues which are driving millions of adults to the medium at annual growth rates of 100% and more. The opportunity to capitalize economically is emerging quickly. Word of mouth will fuel growth rates faster than any other technological medium in our past. The growth and related factors will usher in The Relationship Economy. An economy whose dynamics are not fueled by past institutional media methods rather media produced by and from the people called the human network.

The dynamics are changing and subsequently business models, cultures and relationships will change.

Hervorhebungen vom Verfasser


Quellen:
[1] Jay Deragon: »The Motivation Factors« auf socialmediatoday
[2] Jay Deragon: »Intrinsic Social Motivation« auf The Relationship Economy
[3] McKinsey Quartely August 2007

4 Kommentare

  1. Birgit

    Hallo Herbert,

    ich kann Deine Vermutung hinsichtlich der Motivation unterstreichen – wenngleich der Begriff “Ruhm” m. E. abzuwägen gilt;) Ebenfalls würde ich für die Gründe nicht bei Maslow suchen, sondern wie z. B. bei Herzberg, der Anerkennung als Motivationsfaktor sieht, hingegen Geld nur als Faktor um etwaigen Unzufriedenheiten entgegen zu wirken. Nu, was für die Arbeitswelt gilt, lässt sich sicherlich auf etwaige Freizeitaktivitäten projizieren:

    http://www.ibim.de/management/2-2.htm

    Übrigens: Von hiesigen amerikanisch geführten UN weiß ich, dass diese genau auf dieser Basis aktiv sind. Beispielhaft: Wird eine Arbeit oder ein Projekt mit dem gewünschten oder nennenswerten Ergebnis beendet, wird dies via internem Mailrundlauf an jedem Unternehmens-PC incl. der Namensnennung kund getan.

    Happy WE,

    ^bd

  2. Birgit Dondorff

    Hallo Herbert, Bayern noch mal 😉

    Ich bin gerade für einen eigenen Blogpost im Internet unterwegs ( sofern Du einen heißen Tipp hast, Kosten für F & E bzw. Kosten für die Namensentwicklung/ Produktnamen und wenn möglich kostenfrei).

    Dabei bin ich zufällig auf dieses interessante Ergebnis zu Beginn 2012 gestoßen: #Heise

    “Mitglieder mit Pseudonym als Benutzername liefern einer Erhebung zufolge die meisten wertvollen Beiträge in Online-Communities. Den Erkenntnissen des Foren-Dienstleisters Disqus zufolge verfassen Nutzer mit Pseudonym inhaltlich wertvollere Beiträge als Mitglieder mit realem Benutzernamen oder ganz anonyme User.”

    Na, unter einem Pseudonym lässt’ s sich schlecht zu “Ruhm” kommen…?! 😉

    http://www.heise.de/newsticker/meldung/Statistik-Die-meisten-Foren-Nutzer-schreiben-unter-Pseudonym-1407466.html

    Liebe Grüße an Euch,

    ^bd

    • Herbert Peck

      Hi Birgit, ‘Ruhm’ kann man ja auch still genießen. 😉

      Liebe Grüße nach Bayern
      Herbert

      • Birgit Dondorff

        Hi Herbert, ich möchte nicht sagen “touché” – aber sehr gern “d’accord” !

        LG ^bd

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