Twittern für die Reputation? Das greift zu kurz.

»Wenn ein CEO für sein Unternehmen twittert, wirkt sich das auf die Reputation aus«, schreibt Klaus Eck in seinem Plädoyer für mehr CEO-Twitterer. Ein PR-Berater muss vermulich in diesen Zusammenhängen denken, aber führen zwei oder drei Tweets eines »Unternehmenslenkers« am Tag zu mehr als Stellungnahmen à la @ RegSprecher, wie dieser zur NSA-Datenüberwachung?

Was würde Bahnchef Grube etwa twittern, um zu erklären, warum Fernzüge die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz derzeit umfahren müssen? Etwa »Es war ein Fehler, das Personal aus­zu­dün­nen um den Börsengang vorzubereiten. Und das rächt sich jetzt«? Mit Sicherheit nicht, wenn überhaupt, käme eine dünne Entschuldigung. Tatsache ist doch, dass die Mehrzahl der »Unternehmenslenker« das Phänomen Social Media nicht nur nicht verstanden haben, sondern an einer ehrlichen und offenen Kommunikation via Social Media nicht interessiert sind und Social Media den Marketing-Abteilungen überlassen.

Hat sich die Reputation von Warren Buffet verbessert?

Warren Buffett ist der CEO-Superstar auf der Twitter-Szene: Im Mai trat er in der Social-Media-Welt auf und sammelte in weniger als 30 Minute über 30.000 Follower ein. Heute, zwei Tweets später, hat er bereits mehr als eine halbe Million Follower. Schauen wir uns eine seiner gehaltvollen Kurznachrichten an.

Da mutet es schon komisch an, wenn Roberto A. Ferdman schreibt: »But Buffett’s willingness to interact with social media is a far cry from the CEO norm.« Und Hand auf’s Herz. Hat Warren Buffet seine Reputation als Legende mit lädiertem Ruf verbessern können?

Das Problem liegt tiefer

Die soziale Schüchternheit unter CEOs ist ja nicht auf Twitter beschränkt. Der 2013 CEO.com Social CEO Report stellt fest, dass 68 Prozent der CEO keine Social Media Präsenz unterhalten — unabhängig davon, ob es um Facebook, LinkedIn, Twitter oder Google+ handelt.

Die einzige Plattform, die den großen Bossen angemessen scheint, ist LinkedIn. 140 oder fast 26 Prozent der FORTUNE 500© CEOs sind in dem Karriere-Netzwerk vertreten. »LinkedIn ist die einzige Social Media Plattform, die unter den CEO beliebter ist als in der breiten Öffentlichkeit«, so die Studie. Die CEOs tun alles, um Mitglied im »renommierten Club der Experten« von LinkedIn zu werden. Kommunikation auf Augenhöhe? Ja natürlich, aber nur unter seinesgleichen.

Das hat auch Klaus Eck erkannt: »Niemand erwartet ernsthaft, dass ein CEO jeden Tag viele Twitterartikel verschickt und sofort auf Anfragen reagiert. Es geht hierbei eher um symbolische Kommunikation«, schreibt er. Brauchen wir, brauchen die Kunden das wirklich?

Links zum Thema:
Two-thirds of top CEOs don’t use social media
2 in 3 Fortune 500 CEOs Absent From Major Social Networks
2013 Social CEO Report
Plädoyer für mehr CEO-Twitterer

Bild ishp Consulting, Grafik 2013 Social CEO Report