Twitter: Findet »FakeFollowers« wirklich die Fake-Follower?

Ein Blick in die Follower-Blackbox – Was ist wirklich drin?

»20 Millionen Twitter-Accounts sind laut einem Bericht auf dem „Bits“-Blog der New York Times Fake-Follower«, hatte ich in einem Beitrag über die Problematik der Fake-Accounts — die mit schöner Regelmäßigkeit hochkocht — geschrieben. Es ist nicht alles Gold was glänzt, das wissen alle. Deshalb sehe ich meine Follower-Liste mit SocialBro, einem Tool zur Analyse der Twitter-Community, immer kritisch durch und entfolge Fake-Accounts.

Das ist einigermaßen aufwändig, da ich mehrere sinnvolle Filter setzen muss, allerdings sind die Ergebnisse der Analyse auch von guter Qualität. Für einen schnellen Überblick nutze ich auch schon einmal Tools wie FakeFollowers von den SocialBakers.

Die Ergebnisse eines Vergleichs zweier Tools — FakeFollowers und Faker Scores von Status People — mit SocialBro habe ich hier im Blog Mitte März veröffentlicht. Damals hatte ich einen Fake-Anteil von <1% unter meinen Followern.

Um so überraschter war ich bei einer aktuellen Prüfung meiner Follower mit dem Tool der SocialBaker: Innerhalb eines guten Monats war der vom Tool ermittelte Anteil an Fake-Followern um das sechsfache gestiegen, von damals 1% auf heute 6%. Und das, obwohl die Zahl meiner Follower annähernd gleich geblieben ist.

Was mach nach Ansicht der SocialBaker eine Fake-Follower aus?

Mit dem Tool der SocialBaker lassen sich die gefundenen Fake-Follower direkt blockieren. Aber: Vorsicht ist die Mutter der Porzelankiste, denn offensichtlich sind die Algorithmen zur Identifizierung von Fake-Accounts verändert worden, obwohl bei den Angaben zur Methode im Vergleich zum März keine Änderungen zu finden sind. Grund genug, sich die als Fake-Accounts ausgeworfenen Follower einmal genauer anzusehen.

Etwa ⅔ der Accounts haben kein individuelles Profilbild, das ist allerdings ein Indiz für einen Face-Account, aber sicher kein hinreichendes. Andere Kriterien sind für das Tool von SocialBaker beispielsweise:

  • Der Account folgt weniger als 50 Accounts und hat keinen Follower — genauer »weniger als einen Follower« :).
  • Ein Tweet wird mehr als drei mal wiederholt, wenn auch von unterschiedlichen Accounts.
  • Das Konto ist mehr als zwei Monate alt und hat immer noch ein Standard-Profil-Bild.

Andere Kriterien sind beispielsweise ein Following/Follower-Verhältnis von 7:1 und größer, mehr als 90% Retweets und vom Konto wurde noch nie getwittert. Ob Spamfilter bei nicht englisch-sprachigen Accounts wirken, ist fraglich.

Ich habe mir die ersten 10 der in der »Fake followers list« gelisteten Accounts einmal angesehen, um zu sehen, welche k.o.-Kriterien angewandt wurden.

  1. Letzter Tweet am 27. Oktober 2012, kein Fake aber inaktiv.
  2. Profilbild, 1.988 Tweets, Following/Follower-Ratio 0,92, letzter Tweet vor 1 Stunde, täglicher Tweet »The xxxxxxxxxxxxx daily Post is out!«
  3. Profilbild, 2.538 Tweets, Following/Follower-Ratio 1,53, letzter Tweet vor 22 Stunden.
  4. Profilbild, 3.256 Tweets, Following/Follower-Ratio 1.0, letzter Tweet 24. April.
  5. Profilbild, 2.285 Tweets, Following/Follower-Ratio 1,23, letzter Tweet vor 1 Stunde, täglicher Tweet »The xxxxxxxxxxxxx Daily is out!«.
  6. Geschützter Account.
  7. Profilbild, 9.915 Tweets, Following/Follower-Ratio 1.03, letzter Tweet vor 3 Stunden.
  8. Profilbild, 1.960 Tweets, Following/Follower-Ratio 0,95, letzter Tweet vor 21 Stunden.
  9. Profilbild, 1.825 Tweets, Following/Follower-Ratio 0,36, letzter Tweet vor 3 Stunden. Fast nur Tweets mit »The xxxxxxxxxxxxx Daily is out!«.
  10. Profilbild, 373 Tweets, Following/Follower-Ratio 1,29, letzter Tweet 9. April.

Bei allen Accounts handelt es sich eindeutig nicht um Fake-Accounts, bis auf einen geschützten und einen wenig aktiven Account handelt es sich bei den näher betrachteten Konten um aktive Twitterer, bei drei von 10 Fällen könnte man von mehrfach wiederholten Tweets — via paper.li — ausgehen.

Nach meiner Meinung ist das Tool unbrauchbar, wenn es darum geht, Fake-Follower zu identifizieren. Was meinen Sie? Haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht?

Links zum Thema:
The New York Times: Fake Twitter Followers Become Multimillion-Dollar Business
The New York Times: Researchers Call Out Twitter Celebrities With Suspicious Followings
ishp Consulting: Ein Blick in die Follower-Blackbox – Was ist wirklich drin?
ishp Consulting: Gefakte Fans und Follower — Jammern allein reicht nicht.

Bilder: ishp Consulting/depositphotos, Screenshot SocialBaker

 

3 Kommentare

  1. Ich hatte im November auf meinem DeutschTweetor Blog (http://www.deutschtweetor.de/kaufen-promis-twitter-follower/) schon einmal darauf hingewiesen, dass das Faker-Erkennungstool bei http://fakers.statuspeople.com/ nur bedingt brauchbare Ergebnisse liefern kann.

    Dieser Artikel kommt zur rechten Zeit, weil die Mainstream-Presse dieses Thema für sich entdeckt hat, aber in ihrer Analyse gerade mal an der Oberfläche kratzt. Dabei kommen dann falsche Meldungen bis hin zu Verleumdungen heraus.

    Ich finde es gut, dass mit diesem Artikel Klarheit geschaffen wird.

    • Herbert Peck

      Hallo Herr Tenz,

      danke für den Kommentar. Es ist richtig, dass das Tool von StatusPeople keine besseren Ergebnisse liefert. Leider steht man solchen Tools – wie auch automatisierten Tools für andere Zwecke – allgemein viel zu unkritisch gegenüber. Das gilt im Übrigen auch für viele Statistiken, da kann ich manchmal nur den Kopf schütteln.

  2. Pingback: Wieso muss man sich in Social Media um seine Fake Accounts kümmern?

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