Nur mit Manual: QR-Codes im Marketing.

Social Media Marketing Trends

»Kenn ich nicht.« Das war die Antwort meines Sohnes auf die Frage, ob er schon einmal einen QRCode mit seinem Smart­phone gescannt und dann genutzt hat. Er hatte, wie wir gemeinsam fest­stel­len mussten, noch nicht einmal eine Appli­kation installiert, die das Einlesen eines QRCodes ermöglichte. Das hätte mich wahrscheinlich wesentlich weniger über­rascht, wenn es sich bei ihm nicht um einen ausgesprochen internetaffinen Menschen handelte.

Er steht damit aber offensichtlich nicht alleine da. Wie eine kürzlich veröffentlichte Studie unter britischen Jugendlichen zeigt, kann die große Mehrheit der Jugendlichen mit QRCodes nichts anfangen. Das, obwohl die Nutzung dieser Codes im letzten Jahr um sagenhafte 1.200 Prozent gestiegen sein soll und deshalb als einer der Trends in 2011 prognostiziert wird. Das führte mich zu der Frage: Wer oder was steckt denn hinter diesen Zahlen?

QRCodes »The Naked Facts«

So ist eine Veröffentlichung der »Mobio Identity Systems, Inc.« überschrieben, aus der diese oft zitierten Zahlen entnommen sind. Mobio ist ein kanadisches Unternehmen, das Bezahlsysteme auf der Grundlage für QRCodes anbietet und für diese Veröffentlichung lediglich eigene Zahlen ausgewertet hat. Ein Blick auf die Grafik, in der das Wachstum des zweiten Halbjahres 2010 dargestellt ist, lohnt sich:

Wie Sie feststellen, beeinhalten »The Naked Facts« keine absolute Zahlenbasis, sondern nur relative oder prozentuale Angaben. Außerdem liegt der rasante Anstieg der von Mobio (Sie erinnern sich Mobio-Bezahlsysteme) ausgewerteten Codes im Oktober/November und ist durch das Vorweihnachstgeschäft begründet. Interessant wäre, ob der im Dezember beobachtete Abfall sich fortsetzt. Noch interessanter wäre es allerdings zu erfahren, um wieviele Scan-Vorgänge es sich absolut handelt. Auch ein Anstieg von 1 auf 12 ist ein Anstieg um 1.200 Prozent, aber nicht sonderlich relevant.

Mein Fazit

Die meisten Menschen haben heute noch keine Vorstellung davon, was QR-Codes sind oder was man mit ihnen zu tun kann oder soll. Da nützt es wenig, mit sagenhaften Anstiegen der Nutzerzahlen zu hantieren. Symptomatisch scheint mir ein Erlebnis zu sein, dass Ashley Brown auf Mashable schildert:

For example, on a recent shopping trip to Sephora, I noticed the use of QR codes to collect additional information about products around the store. Considering I am admittedly secluded within the tech industry, I was anxious to know just how successful a somewhat “nerdy” marketing gimmick could be on the average, everyday consumer. So, I quickly asked a nearby sales clerk, “How many shoppers do you generally see scanning your QR codes each day?” Her response: “What is a QR code?”

In technischer Hinsicht steht dem Einsatz von QRCodes auch im Marketing nichts entgegen. Die Herstellung und Applizierung der Codes ist einfach, die Möglichkeiten, den Code auszulesen und zu verarbeiten sind vorhanden und weit verbreitet. Der nächste Schritt wäre jetzt, dass die Benutzer auch lernen, damit umzugehen. Wenn Sie heute eine Kampagne auf der Basis von QRCodes starten, sollte sie unbedingt eine »Gebrauchsanweisung« enthalten. Erklären Sie in einer klaren und einfachen Sprache folgende Dinge:

  • Was ist ein QRCode.
  • Was hat der Anwender davon, dass er ihn nutzt.
  • Was ist damit zu tun.
  • Woher kann er einen Scanner bekommen, um den Code nutzen zu können.

Einfache und klare Hinweise zur Nutzung des QRCodes könnte den Erfolg Ihrer Kampagne entscheidend beeinflussen. Diese Hinweisen lenken zudem zusätzliche Aufmerksamkeit auf den QRCode. Zumindest dann, wenn Sie es so geschickt machen, wie Ford in der Figo-Kampagne.

Wie denken Sie? Sind QRCodes schon heute eine Basis für eine erfolgreiche Marketing-Kampagne? Oder sollte man besser warten, bis eine größere Bekanntheit vorhanden ist? Wie immer interessieren mich Ihre Anregungen und Hinweise in den Kommentaren.

4 Kommentare

  1. Hallo Herbert,

    ich wundere mich auch, dass der QR-Code so wenig bekannt und daher kaum genutzt wird. Ich verwende ihn z.B. als Visitenkarte: http://jumpscan.com/kadekmedien
    Die Datei kann man auch als druckfähige PDF downloaden und auf Prinkampagnen anbringen. Aber wie Du bereits schreibst: Erklärung notwendig.

    Hier in Berlin sieht man die Dinger hin und wieder auf Plakaten (um – wie es so schön heißt – den Medienbruch zu überwinden). Aber noch nie hab ich jemand die Codes scannen gesehen.

    Es gäbe so viele Anwendungsmöglichkeiten. Beispielsweise hat sich das private Dali-Museum in Berlin in einem Artikel-Kommentar mal über Kritik beschwert. Sie wüssten halt nicht, wie sie so viel Erklärtext an den Exponaten anbringen sollen. Das ist schon ca. anderthalb Jahre her. Damals dachte ich noch an kostenpflichtige SMS, was dem Museum zusätzlich Einnahmen brächte. Aber man könnte auch Landingpages aufsetzen und per QR-Code ansteuern lassen…

    Schöne Grüße!

    • Herbert Peck

      Hallo Klaus,

      danke für den Kommentar. Ich sehe auch einige ganz interessante Anwendungsmöglichkeiten für den Einsatz von QRCodes. Den Hinweis, Erklärtexte an Exponaten in Museen mittels QRCodes anzubringen, finde ich ganz spannend.

      Ich frage mich nur immer, ob die Nutzung dieser Codes die Ebene der ‘Nerds’ schon verlassen hat.

  2. Sven Georgiev

    Hallo,

    ich denke mir oft, dass die Möglichkeiten von QR Codes, in Zeiten massiv steigender Smartphonenutzung, aus Marketingsicht noch völlig unzureichend ausgenutzt werden.
    Nur mal am Beispiel Bands oder Party hier in Berlin: die Leute könnten gleich die Band oder die DJs anhören und entscheiden ob sie auf das Konzert oder auf die Party gehen.
    Ich werde das Thema weiter beobachten. Scheinbar ist ein Einstieg jetzt echt mit einem Early-Mover Vorteil behaftet.

    Gruß

    Sven

    • Herbert Marr

      Das Problem scheint mir in der Vielfalt der bereits existierenden und ständig noch zunehmenden Zahl der QR-Scanner(apps) zu liegen. Nötig wären Angaben, für welchen Zweck welche App für welches Gerät die geeignetste ist. Nicht alle funktionieren überall. Das sind meine Erfahrungen damit. Gegenwärtig ist noch viel “trial and error” dazu erforferlich und viel Speicher wird blockiert.

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