Nicht «Jeder hat Klout». Ich habe mich verabschiedet.

Nicht jeder hat und braucht Klout

Heute habe ich mein Klout-Profil dauerhaft gelöscht. Es wird nun noch 24 bis 48 Stun­den dau­ern bis mein Profil von Klout.com ver­schwun­den sein wird, in 7 Tagen wird auch der Zugriff über die Klout-API nicht mehr möglich sein. «Disabled» ist es jetzt schon, beim Zugriff erscheint nun dieser süße Hund, statt des vollmundigen Slogans «Jeder hat Klout».

Dass ich dem «Klout-Score» eher skeptisch gegenüber stand, wissen Sie als regelmäßige Leser dieses Blogs. Bisher war die Skepsis eher darin begründet, dass kein «Score» der Welt meinen Einfluss in den Sozialen Netzwerken messen kann. Dazu kamen die, meiner Meinung nach manipulierbaren und von mancherlei Zufällen beeinflussten Algorithmen. Deutlich verstärkt wurde meine Abneigung gegenüber dieser Anwendung, dass sich niemand bei Klout seiner Verantwortung über die Auswirkungen bewusst ist, den dieser doch wenig aussagekräftige Wert auf das «wirkliche Leben» hat.

Update: Mitte Februar 2013 habe ich mich erneut bei Klout angemeldet, um über einen begrenzten Zeitraum die Auswirkungen der Änderungen, die inzwischen vorgenommen wurden, beurteilen zu können. Meine kritische Haltung ist davon unberührt.

Jeder hat Klout. Auch gegen seinen Willen?

«Jeder hat Klout»? Die Tatsache, dass aus historischen Gründen wohl die meisten Profile an den Twitter-Account gebunden waren, ließ dies Aussage nicht bedrohlich erscheinen. Twitter ist seiner Natur nach eine öffentliche Plattform und jeder, der dort einen Account anlegt, weiß (hoffentlich), dass über die Twitter-API in mannigfaltiger Weise auf seine Daten zugegriffen werden kann. Das hat sich inzwischen grundlegend geändert. Klout greift ungefragt auch auf Daten anderer Netzwerke zu und hat damit eine rote Linie überschritten.

Mein Sohn hat keinen Twitter-Account und auch kein Profil bei Klout. Um so überraschter war ich vor einigen Tagen, als mein Sohn plötzlich unter den «Menschen, die ich beeinflusse» auftauchte, und zwar mit seinem Facebook-Profilbild. Nun ist es ja einerseits ganz gut, wenn Väter ihre Söhne «beeinflussen», das möchte ich aber nicht in Sozialen Netzwerken tun. Ich weiß, dass mein Sohn seine «Privacy»-Einstellungen bei Facebook recht rigide handelt und Klout sicher keinen Zugriff auf seine Facebook-Daten gewährt hat. Wie kam es also dazu, dass er bei Klout als «von mir beeinflusst» geführt wird? Er hatte ein Status-Update auf meinem persönlichen Facebook-Profil (mit Klout verlinkt) «geliked». Das reichte Klout offensichtlich aus, ihn mit einem «Score» zu beglücken.

Klout und die Auswirkungen: Die Diskussion in den USA.

Eine Recherche zeigte, dass dies kein Einzelfall ist. Besonders hohe Wellen im Netz schlug ein Blog-Post von Tonia Ries auf «The Realtime Report». Unter dem Titel «Is Klout Using Our Family to Violate Our Privacy?» nahm Danny Brown diesen Fall in seinem Blog auf. Auch All Facebook berichtete darüber und dort wurde von Facebook darauf hingewiesen, dass die einzige Möglichkeit wohl darin bestehe, öffentliche Facebook-Status-Updates nicht zu kommentieren oder zu liken. Facebook sagte inzwischen zu, dieses Problem direkt mit Klout zu klären.

Nun könnten Sie ja meinen: Na ja, dann habe ich eben einen «Klout-Score». Na und? In den USA, die mit Blick auf die Sozialen Medien der hiesigen Entwicklung ja immer um einige Zeit voraus zu sein scheinen, wird Klout schon lange auf einer anderen Ebene diskutiert. Welche Auswirkungen hat Klout und der Score auf das ganz reale Leben? Dort hat der Messwert inzwischen Auswirkungen bei der Stellensuche. Geht es um ein «Sitz-Upgrade» im Flieger, erhält das im Zweifelsfall der mit den höheren «Klout-Score». Das gleiche gilt bei Hotelbuchungen. Wie die Diskussion derzeit geführt wird, zeigt GigaOm. Am Schluss dieses Artikels finden Sie einige Hinweise (Namen, E-Mail-Adressen), um Klout mal «Dampf» zu machen.

Löschen des Profils nun in den Profil-Einstellungen möglich.

Nun, es scheint, als ob Klout auf die Kritik gehört hat. Seit dem 1. November haben Sie die Möglichkeit, Ihr Konto direkt, also ohne den Umweg über eine E-Mail, zu löschen. Dazu gehen Sie folgendermaßen vor:

  1. Gehen Sie auf Klout.com.
  2. Loggen Sie sich in Ihr Profil ein.
  3. Klicken Sie auf “Profil-Einstellungen”.
  4. Ganz untern finden Sie einen Link, um Ihr Profil zu löschen.
  5. Folgen Sie den Schritten, um das Löschen Ihres Profils zu vervollständigen.

Das Ergebnis sollte sein:

Social Media Werbung Advertising Google+  Social Media Marketing StumbleUpon Facebook Twitter Google+
Prüfen Sie, ob die von Klout angegebenen Fristen eingehalten werden. Sollten Sie Probleme haben, schicken Sie eine E-Mail an contact@klout.com mit folgendem Inhalt:

“Ich, [Ihr Name], wohnhaft innerhalb der Europäischen Union, und zwar in [Ihr Land], beantrage hiermit, gemäß Richtlinie 95/46/EG Artikel 7, dass alle meine Daten von den Klout-Servern gelöscht werden. Das Gleiche gilt für Server von Dritten, auf denen meine Daten gespeichert sein könnten.”

 

11 Kommentare

  1. Guten Morgen Herr Peck,

    ein spannender Aspekt, den Sie hier ansprechen. Ich glaube jedoch, dass es zu kurz greift, wenn Sie über #Klout schreiben und den Datenzugriff über die andererseits belobhudelten Facebook & Co. API’s bemängeln.

    Der Kernpunkt ist, wir sind in den meisten Fällen auf amerikanischen Terretorium. Facebook, Twitter, LinkedIn, Google und many more. Solange wir das sind, ist es völlig egal, wie deren Sicherheitseinstellungen sind. Denn BIG BROTHER is watching you anyhow. Stichwort: PATRIOT ACT.

    http://www.networkfinder.cc/xing-linkedin/patriot-act-und-die-linkedin-datenschutzbestimmungen

    Vielleicht fangen wir Europäer ja mal an uns über die eigentlich wichtigen Dinge Gedanken zu machen und nicht über die fast schon lächerlichen Forderungen nach besserem Datenschutz durch Facebook & Co. von deutschen Datenschützern, die sich scheinbar auch nicht trauen, den Kern der amerikanischen Allmacht anzusprechen.

    Grüsse aus Wien
    der http://www.MiSha.at

    • Herbert Peck

      Hallo Herr Shah,

      Über den Aspekt Patriot Act habe ich bereits geschrieben. Das ist ein ernsthafter Grund dafür, dass sich Cloud-Services so schleppend durchsetzen http://www.ishpc.de/2011/08/07/die-cloud-serviert-dem-fbi-der-cia-und-nsa/

      Na ja, bei Facebook & Google bin ich ebenso kritisch. Wenn Sie meine Facebook-Page http://www.facebook.com/ishp.consult aber auch mein persönliches Profil http://www.facebook.com/ishp.consulting?sk=wall ansehen, stellen Sie fest dass alle dort eingestellten Daten auch auf diesem Blog zu finden sind, mehr nicht. Auf Facebook, LinkedIn und begrenzt auch Xing kann ich nicht verzichten, auf Klout schon. Und, auf Ihren Tweet bezugen: Ich finde es keinesfalls opportunistisch. Ich habe schon häufiger versucht, das Klout profil per E-Mail vollständig löschen zu lassen. Jetzt besteht zum ersten Mal die Möglichkeit, sowohl das Profil als auch den API-Zugriff direkt zu löschen.

      • AndyPost

        …die Cloud ist etwas, was für mich niemals in Frage kommt. Meine Daten gehören mir – nur mir!…und ich kann sogar darauf zugreifen ohne eine Internetverbindung haben zu müssen…lokaler Festplatte sei Dank 😉

    • Robert

      Hallo Herr Shah,

      welche “wichtigen” Dinge sollen es denn sein, über die wir Europäer uns Gedanken machen sollten? Ihre Aussage ist schon ziemlich polemisch und sagt eigentlich nichts.

      Die Gedanken, die hier geäußert werden, sind vollkommen richtig und legitim. Das “dumme” daran ist nur, dass es bei vielen an der Konsequenz fehlt. Anstatt seiner Meinung treu zu sein, schimpfen sie auf Facebook & Co, um sich fünf Minuten später dort doch wieder anzumelden um zu schauen, was es neues gibt.

      Es gibt genug Alternativen, um mal beim Beispiel zu bleiben. Allerdings nutzt die niemand, weil es bei Facebook ja viel cooler ist. Daran erkennt man deutlich, das alles reden sinnlos ist. Solange Menschen A sagen, B meinen und nach C handeln, solange sollen sie in ihr Verderben rennen. Die meisten haben ja eh nichts zu verbergen…

      Aber zurück zu ihrer Aussage. Über welche wichtigeren Dinge sollten wir Europäer uns denn nun Gedanken machen? Und warum sind Forderungen nach besserem Datenschutz lächerlich (mal abgesehen von dem Versuch der Umsetzung mancher Datenschützer)?

  2. Und ich habe noch nicht mal kapiert, was das Klout.com genau ist, auch wenn ich mir jetzt nochmals die Website angeschaut habe.

    Ggf. so was wie Yasni?

    • Herbert Peck

      Hallo Herr Ortmann, den Artikel im The Realtime Report habe ich, wie Sie unschwer feststellen können, selbst im Post verlinkt. Dazu die gesamte darauf basierende Diskussion. Von daher finde ich Ihre Unterstellung schon seltsam. Die Geschichte mit meinem Sohn ist, wie geschildert, passiert. Ich habe schon vor Tagen in einem G+-Kommentar darauf hingewiesen. Im übrigen gibt es dafür auch Belege (Screenshots), die ich aber nicht veröffentliche, da das Profilbild meines Sohnes dort zu sehen ist.

      Viele Grüße
      Herbert Peck

  3. Interressanter Artikel, Herr Peck.

    Manchmal bin ich ganz froh, das ich technisch nicht nur den USA, sondern auch Europa etwas hinterher hinke. Von Klout.com hatte ich bislang noch nicht einmal etwas gehört. Mein bisheriges Leben habe ich ohne ganz gut gemeistert, und den Rest werde ich Dank Ihrer Informationen auch ohne Klout schaffen.

    Facebook, Twitter und Konsorten muß ich auch geschäftlich einsetzen. Bei diesen ganzen Verlinkungen und API’s frage ich mich schon manchmal, was ich da eigentlich anklicke und genehmige. Als ein nicht mit diesen Medien arbeitender Mensch fehlt einem einfach die Zeit, sich eingehend und ausführlich zu informieren.

    Viele Grüße

    Detlef Müller

  4. Interessanter Artikel, insbesondere der Aspekt des Datenschutzes. Wir sind auf Klout gelistet und möchten es auch bleiben… “Darauf “erpicht”? Hm – es ist eben eine (Ranking-) Plattform, die wir wie viele andere PLattformen dazu nutzen, auf uns aufmerksam zu machen. Die Bedeutung, die wir dieser Form des Rankings zumessen ist durch den Zweck bestimmt. Einerseits wissen wir, dass qualitative Aspekte bei solchen Rankings vernachlässigt werden, andererseits beeinflussen qualitative Kennwerte die Verbreitung.

    Zudem bietet Klout auch die Möglichkeit die Verlinkungen zu bestimmen. Sowohl, ob man den Zugriff auf Twitter, Facebook, LinkedIn gestattet, als auch bestimmen kann, ob auf die Fanpage oder auf die persönliche Seite auf Facebook zugegriffen wird. Als Administrator der Facebook-Seite trendsmitter besitze ich zwar auch ein (geschütztes) persönliches Profil, aber die Verlinkung mit Klout habe ich nur auf unsere Unternehmensseite gestattet. Bisher habe ich auf Klout noch keine “unerwünschten” Daten bemerkt, die unabsichtlich erzeugt worden sind – wie im Falle ihres Sohnes. Das Grundproblem des Datenschutzes besteht m. E. nicht nur darin, dass Daten ohne Einverständnis veröffentlicht werden, sondern auch, dass User nicht ausreichend und sichtbar darüber informiert werden, wie mit ihren Daten umgegangen wird und wie sie die eigenen Daten schützen können. Zudem werden viele Vorgänge umständlich gestaltet (z.B. Löschung des eigenen Profils) – augenscheinlich immer mit der Absicht, sich so den Zugriff auf persönliche Daten zu erhalten.

    • KOREKTUR: Im Beitrag sollte es natürlich heißen: “Einerseits wissen wir, dass qualitative Aspekte bei solchen Rankings vernachlässigt werden, andererseits beeinflussen QUANTITATIVE Kennwerte die Verbreitung (der jeweiligen Internetpräsenz).”

  5. Danke für den Artikel. Ich bin aus etwas anderen Gründen heute bei KLOUT ausgestiegen.
    Im Wesentlichen geht es aber um die selben Werte.
    IMHO ist KLOUT psychologische Manipulation in potenzierter Form.

    weitere Lesetips zum Thema gibt es hier:
    https://QUOTE.fm/quote/search?s=%23KLOUT

    Hinweis:
    Inzwischen wurde der relativ einfache Weg, um die Daten zu löschen – sprich Konto deaktivieren – einiges erschwert. Es ist via Einstellungen > Privacy > und dann mehrmals durch Seiten hindurch-klicken. Das Resultat ist das gleiche.

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