Läutet Klout & Co das Ende von Twitter ein?

Klout

In meinem Post Geht das Spiel der »New Social Scorekeepers« auch für die Unternehmen auf? hatte ich schon auf einen neuen Trend im Social Web hingewiesen, der Jagd nach highlevel »Klout Scores«.

Der Grund für die »Scorekeepers« ist nicht, wirklich Einfluss in den Sozialen Netzwerken zu erreichen, sondern es geht um »Belohnungen«, die Unter­neh­men wie z. B. Fluglinien oder Hotels für die vermeintlichen »Influencer« ausloben. David Teicher berichtete schon im letzten Jahr über»die schöne neue Welt der Kundenbeziehungen«bei der solche Beispiele, wie das »Palms Hotel und Casino« in Las Vegas, das einen »Klout Klub« aufgebaut hat, nur »Spitze des Eisberges« seien.

That scenario might be imaginary, but the Klout Score, and all it entails, is quite real. Palms’ chief marketing officer, Jason Gastwirth, is currently building out “The Klout Klub,” which “will allow high-ranking influencers to experience Palms’ impressive set of amenities in hopes that these influencers will want to communicate their positive experience to their followers.” The Palms is already pulling in data from Klout and referring to it as part of their reservations process.

Metriken sind sicher notwendig aber …

Metrik

Eine große Bedeutung habe ich diesen Scores nie beigemessen, da ich zum einen nicht glaube, dass ein Algorithmus eine so komplexe Sache wie »Einfluss in Sozialen Netzwerken« in einen Zahlenwert fassen kann. Zum anderen muss man – wie vieles im Leben – auch den »Einfluss« im Kontext sehen. Für mich, der das Web und hier speziell die Sozialen Medien beruflich nutzt, ist die Meinung von Brian Solis, Seth Godin und die Meinung der Menschen in meiner Twitter-Timeline wichtiger als die von Justin Bieber. Danach bemisst sich mein persönlicher »Score« für diese Menschen. Dennoch ist das Feld»Metrik in Sozialen Netzwerken«zu einem meiner Lieb­lings­themen geworden, da Messgrößen, die z. B. die Wirkung von Social Media Marke­ting-Kampagnen erfassen,absolut notwendig sind.Dafür kann man entweder objektiv be­stimm­bare Größen wie den ROI (Return on Investment ) oder den ROTI (Return on Time Investment ) anwenden. Oder auch Subjektive wie Stimmungen oder Tonalität von Kom­munikation im Netz, erfassbar mit ausgefeiltem Monitoring.

… schlechte Metriken erzeugen schlechtes Verhalten.

Als »Social Media-affiner« Internetnutzer bin ich natürlich bei Webdiensten, die nach eigener Einschätzung den Einfluss eines Users in sozialen Netzwerken »messen«, angemeldet und schaue auch – ich gebe es zu – in regelmäßigen Abständen danach, wie sich die Scores entwickeln.

Darüber, dass der Klout Score mehr den Zufall als den Einfluss misst, habe ich schon berichtet. Auch Econsultancy berichtete über einen eigenen Versuch mit einem Bot und meint Klout doesn’t count: putting social media influence in context. @Klout reagierte auf die Studie mit der Feststellung, dass die Algorithmen überarbeitet werden, um Bots auszufiltern.

Damit zäumt Klout aber das Pferd vom Schwanz auf unddoktert an den Symptomen herum, ohne sich die grundsätzlichen Fragen zu stellen:

  • Wollen wir es weiter fördern, dass die Zahl der Tweets sprunghaft ansteigt auf Grund von sinnfreien Retweets und Mentions, die keine Information mehr beinhalten (geschweige denn Links)?
  • Welche Art von Netzwerk wird Twitter sein, wenn sich dieses Verhalten durchsetzt?
  • Ist es cool, 25.000 Follower zu haben und 30.000 Leuten zu folgen?
  • Macht es Sinn, hunderte von Tweets am Tag abzusetzen?
  • Und die entscheidende Frage:Soll das alles honoriert werden?

Messgrößen, die so leicht beeinflussbar sind, wie der Klout Score, aber vorgeben, den Einfluss in den Sozialen Netzwerken objektiv zu bestimmen , können das Verhalten im Netzwerk dahingehend beeinflussen, dass mehr auf den Klout Score als auf die eigenen Interessen und Bedürfnisse geschaut wird. Schlechte Messgrößen führen zu schlechtem Verhalten!Das muss nicht so sein, aber die Gefahr ist groß.

Welcher Ansicht sind Sie? Überschätze ich das Problem? Ist Twitter so robust, dass es jeden Traffic-Anstieg verkraftet oder sind »verlorene Tweets«, zeitliche Verzögerungen bei Direct Messages, nicht angezeigte Mentions und Retweets die ersten Anzeichen für einen »Twitter-Kollaps«? Wie immer freue ich mich über Ihr Feedback in den Kommentaren.

7 Kommentare

  1. Sagen wir mal so: ich finde es nett, wenn mein Klout-Score steigt, aber nachdem der steigende Wert nicht dazu führt, dass sich auch mein Stundensatz erhöht, ist mir dieser Wert relativ egal. Wobei es natürlich nett ist, wenn man etwas besser da steht als andere. 🙂

    Ob das Auswirkungen auf Twitter hat? Ja und nein. Während die Zahl der UserInnen stetig zunimmt, sinkt die Qualität der Tweets. Umso wichtiger ist es, das eigene Netzwerk zu pflegen. Wem es nur um möglichst hohe Followerzahlen geht, der wird wahrscheinlich keine Freude an den Tweets haben, die da an ihm vorbeizwitschern. Aber vielleicht ist die hohe Followerzahl ja schon Leistungsausweis genug?

    Das falsche Netzwerk zu haben, heißt aber auch, dass mich wichtige Informationen auf diesem Weg nicht mehr erreichen. Damit wird Twitter zumindest in dieser Hinsicht wertlos, denn ich lese dann nur etwas über Finanzdienstleistungen oder Dienstleistungsangebote, wie man mit Twitter reich wird.

    Die Zahl der Follower ist dabei nebensächlich, denn wer 300 bis 400 Usern auf Twitter folgt, weiß, dass er nicht mehr alles mitbekommt. Ob es dann noch zehnmal mehr User sind, ist unwichtig, denn irgendwann sucht man nicht mehr in der Timeline, sondern nach Schlagworten oder schaut sich die Tweets einzelner User gezielt an. Insofern droht hier keine Gefahr. Eine Gefahr für Twitter könnte aber entstehen, wenn die Karawane weiterzieht, sprich, wenn es eine Altenrative gibt, die einen zusätzlichen Mehrwert bietet. Wobei ich derzeit nicht weiß, worin der bestehen könnte.

    • Herbert Peck

      Danke für den Kommentar. Ich gebe Dir in jeder Hinsicht Recht, gerade was Qualität der Tweets und des eigenen Netzwerkes betrifft. Bei aller Kritik an Klout stimme ich der “Analyse” meines Accounts in einem Punkt zu:

      Herbert Peck has a small but tightly formed network that is highly engaged

      😉

  2. Das spiegelt so ungefähr meinen aktuellen Kurswechsel wieder. Ich habe es aufgegeben primär Twitter (und andere Social Networks) für die Informationsbeschaffung zu nutzen. Informationen besorge ich mir jetzt in erster Linie wieder über Blogs, also über meinen FeedReader. Twitter und Co beschicke ich natürlich weiterhin mit meinen Themen und reagiere dann auf alles, was sinnvoll erscheint. Ausführlicher beschrieben ist das in meinem Blog http://www.kultur2punkt0.de. Ausschlaggebend für mich ist aber, dass ich meinen Leseprozess optimieren möchte.

  3. Der Klout-Score ist eine künstlich aufgeblasene Wunderwaffe und erzeugt parasitäre Rückkopplungseffekte.

    Twitter wird den Kout-Score trotzdem überleben, denn der wird von der Bildfläche so plötzlich wieder verschwinden, wie er aufgetaucht ist.

    In der Zeit dazwischen spammen ein paar selbst ernannte Online-Marketing Gurus nichts ahnende Justin Bieber Fans halt ein wenig elaborierter als bisher zu. Sie werden als Belohnung dafür zu Marketing-Events eingeladen. Ein paar Köpfe werden geschüttelt, dann rollen sie und das Ganze spricht sich schneller rum, als man bis drei zählen kann.

    Amen.

  4. Anja Eigenmann

    Es ist hier vielleicht ähnlich, wie mit vielen Messmethoden: Quantität sagt nicht zwingend etwas über Qualität aus. Quantität wird vielerorts, wo gemessen wird, überbewertet. Ähnliches gilt ja z.B. auch für die Webstatistik. Dumm ist nur, wenn solche Dinge einen tatsächlichen Einfluss in der virtuellen und/oder realen Welt haben, sprich: bezüglich Rankings, Listenplätzen, Belohnungen, Erwähnungen, Budget/Ressourcen etc.
    Noch fraglicher werden solche Dinge, wenn man weiss, wie einfach sich solche Dinge manipulieren lassen, z.B. via gekaufte / künstlich generierte Follower.
    Am Schluss hat tatsächlich wie im echten Leben: Am meisten Einfluss hat, wer am meisten investieren kann/will – und das ist durchaus auch monetär gemeint.
    Ungerechte Welt! Und dennoch glaube ich, dass am Schluss ehrlich noch immer am längsten währt.

  5. Guten Morgen Herr Peck,

    bin mir nicht sicher, ob ich den Artikel richtig verstanden, oder etwas überlesen habe. Meine Erfahrung mit mehreren Klout/Twitteraccounts zeigt mir, dass Twitter von Klout derweil so niedrig gewichet wird, dass das eigene Twitterverhalten fast Wurscht ist. jeden 2. Tag ein gutes Posting auf Facebook bringt mehr als jegliche Twitterinteraktion.

    Das deckt sich übrigens auch mit meinen ROIT Messungen (wieder ein neues Wort gelernt), die ich immer wieder am Monatsende mache.

    Lg aus Wien
    der MiSha

    • Herbert Peck

      Guten Morgen Herr Shah,

      Ihre Erfahrung kann ich bestätigen, auch wenn die Erkenntnis noch nicht bei allen durchgedrungen zu sein scheint. Anders sind diese unseligen GruppenTweets/ReTweets ja nicht zu erklären, die die Timeline füllen/überfrachten und m.E. nur ‘Eindruck’ auf Klout machen sollen. Die Befürchtung, die ich formulieren wollte, ist, dass Twitter als Informationskanal an Relevanz verliert.

      Viele Grüße aus Koblenz
      Herbert Peck

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