Amazon, Facebook, Twitter und das Hausrecht in der Cloud.

Zur Zeit wird ja viel über Wikileaks geredet und derzeit macht sich jedes Unternehmen unbeliebt, wenn es sich in die Front gegen Wikileaks einreiht und mit wie auch immer gearteten Begründungen Konten sperrt oder Wikileaks von seinen Servern verbannt. In erster Linie denkt man dabei an Amazon, Paypal und verschiedenene Kreditkartenanbieter. Vergessen wird dabei, dass auch Twitter mit der Löschung des @anon_Operation-Kontos der Anonymous Bewegung und Facebook mit Sperrung der Anonymous-Seite involviert sind. (Quelle) Beide Dienste waren auch durch – allerdings nicht belegbare – “Zensurmaßnahmen” ins Gerede geraten. Diese Vorgänge zeigen, auch wenn sie die große Meherheit der Webnutzer gar nicht oder nur marginal berühren, die potentielle Unsicherheit, die zentrale Dienste wie Twitter, Facebook oder auch Cloud-Services mit sich bringen. Der Spiegel zeigt das Dilemma auf:

Viele Bürger nehmen das Netz als öffentlichen Raum war – doch tatsächlich ist es der Raum von Unternehmen, die fast alle Foren im Web beherrschen und dort im Zweifelsfall ihr Hausrecht durchsetzen.

Netzpolitik bemerkt dazu “Es wird Zeit, die Lehre aus den Geschehnissen zu ziehen. Sie lautet: Dezentralität.”

Sind Alternativen zu zentralen Diensten vorhanden?

Für Twitter ist seit Jahren eine Alternative am Markt. In einem Post habe ich Identica vorgestellt, einen Open-Source-basierten Micro-Blogging-Dienst. Mit Diaspora ist im November eine Alpha-Version einer Open-Source-Alternative ans Netz gegangen. Die Diaspora-Entwickler haben allerdings vorerst nur eine sehr kleine Anzahl von Alpha-Testern zugelassen.

Während es bei Diaspora ein reges Interesse auch seitens der potenziellen Nutzer gibt gab, fristet Identica von jeher ein Schattendasein. Die Frage ist: Warum?

Eine These ist, Twittern ist unwichtig:Vom Ursprung her ist war twittern eine vernetzte »Raushauen, lesen und weg damit«-Kommunikation. Es gab keinen Grund, alles Getwitterte ewig aufzubewahren. Oder: Wenn Twitter dichtmachte oder die Datenbank abrauchte, “war es schade um das Getippe”, aber das wars auch.

Wer sein ‘mühsam Getipptes’ nicht einfach im Nirwana verschwinden sehen will, kann natürlich in der US-Kongress-Bibliothek nachsehen. Dort sind alle Kurznachrichten seit der Gründung des Microblogging-Dienstes im März 2006 archiviert. Oder eines der Tools z. B. Tweet-Nest nutzen, mit denen man zumindest seine eigene Timeline sichern kann. Nicht archivieren kann man jedoch eine mühsam auf Twitter aufgebaute Kommunikation mit Kunden.

Und was ist mit Facebook und den Fanpages?

Mit Diaspora ist ein Experiment an den Start gegangen, das ein Peer-to-Peer-basiertes soziales Netzwerk mit fein abgestuften Einstellungen für die Privatsphäre werden soll, das nicht von einem zentralen Anbieter kontrolliert wird und bei dem man seine Daten nicht beim Anbieter, sondern auf der eigenen Festplatte oder auf eigenen Unternehmens-Servern speichert. Netzwertig.com ist etwas näher darauf eingegangen. Eine solche Dezentralisierung widerspricht natürlich auf heftigste den Interessen der Anbieter von Cloud-Services wie Amazon, die sich aber mit dem Wikileaks-Rauswurf gerade einen Bärendienst erwiesen haben und die Debatte um die Cloud befeuerten.

Ob Diaspora als dezentrales soziales Netzwerk jedoch einmal reif für den Produktivbetrieb wird, ist dahingestellt. Bei von Privacy-Bedenken geplagten Privatnutzern könnte der Dienst dann zum “Facebook-Killer” werden, die Benutzer scharenweise zu Diaspora wechseln und nicht woanders netzwerkeln. Wie sieht es jedoch mit den Unternehmen aus?

Egal wie Amazon und Paypal ihre Entscheidungen begründen, gezeigt hat das Verhalten den Nutzern dieser Dienste eines. Sie geben wichtige Daten in die Hände anderer und unterwerfen sich deren Geschäftsbedingungen. Dazu kommt: Daten aus der Cloud sind die amerikanische Regierung per Gesetz viel leichter zugänglich als auf dem Computer gespeicherte Dokumente, vor allem dann, wenn es der eigene Computer oder das firmeneigene Netzwerk ist, auf dem die Daten liegen.

Wie denkt Ihr über Dezentralisierung ?

1 Kommentare

  1. Amazon war wieder schneller als Apple. Der neue Cloud Service von Amazon wurde diese Woche veröffentlicht. Wenn Apple als nächstes im Juni ihren besseren Cloud Service veröffentlicht, wird die Umsetzung des Dienstes sicher besser werden. Egal, ich erwarte ich kann den Cloud Service von Amazon.de zumindest auf dem Nintendo 3DS, den ich mir auf preisbörse24.de gekauft habe, starten. Mithilfe dieses Dienstes kann ich von überall aus auf die Musiktitel, die ich auf einem persönlichen Laufwerk bei Amazon hochgeladen habe, zugreifen. Einfach genial dieser Cloud Dienst!

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